Top Manager brennen nicht aus!?

Burnout ist Immer noch ein Tabu.

Erschöpfung, Überforderung und Stress gibt es überall

Nur ein Berufszweig scheint von diesem Phänomen ausgenommen: Top Manager.

Schaut man sich einmal in der Öffentlichkeit um, gibt es in allen Bereichen sehr erfolgreiche Menschen, die irgendwann einmal einen Burn-Out erlitten haben. Selbst absolute Überflieger wie die damals jüngste Professorin Deutschlands, Regierungssprecherin, Geschäftsführerin, Buchautorin und Partnerin von Anne Will, Miriam Meckel, hat es schon einmal getroffen.
Nur Top Manager sind offenbar vor den Symp­tomen des Ausgebrannt-Seins, der Überforderung und Ermüdung bis hin zur völligen Erschöpfung gefeit. Kaum ein Fall ist bekannt1, in dem eine sehr erfolgreiche Führungskraft im oberen Management eines Unternehmens einen Burnout erlitten hat.

Bekannte Persönlichkeiten mit Burnout:

Stars mit Burnout

Wie Unternehmen Kommunizieren

Einfacher Mitarbeiter: ja – Erfolgreicher Manager: nein

Hört man sich Unternehmenskommunikationen an, scheint Burnout dort zwar ein Trend-Thema zu sein. Allerdings nur bei den Mitarbeitern. Um die man sich als verantwortungsbewusste Führungskraft dann auch kümmert, indem man Handyverbote am Wochenende ausspricht oder Überstunden verbietet. Dass diese Regeln auch für die oberste Führungsspitze gelten könnten, scheint absolut undenkbar. Weil unrealistisch. Aber auch, weil nicht nötig!

Wer erfolgreiche Führungskraft ist, scheint -anders als erfolgreiche Menschen jeder anderen Klasse und Profession- auf wundersame Weise selbst nicht gefährdet zu sein. Nach wie vor gilt die ausgesprochene oder unausgesprochene Meinung: Führungskräfte müssen überdurchschnittlich belastbar sein. „Sie wären gar nicht so weit gekommen, wenn sie nicht mit Erfolgs- und Leistungsdruck umgehen könnten. Wer diese Voraussetzung nicht mitbringt, kann keine erfolgreiche Führungskraft sein.“

Der Fisch stinkt vom Kopf

In meinen Augen ist diese nach wie vor bestehende Einstellung das eigentliche Kultur-Problem von Unternehmen. Es handelt sich um eine sehr perfide Art der Tabuisierung. Und dementsprechend nachvollziehbar ist, dass Führungskräfte möglichst nicht öffentlich oder gegenüber Kollegen und Mitarbeitern über eigene Burnout-Symptome wie Antriebslosigkeit, Druck und Überlastung sprechen. Weil es nach wie vor nicht als menschlich, sondern als leidige Schwäche von sogenannten Underperformern angesehen wird.

Zum einen stellt sich mir hier die Frage:
Wie wollen Führungskräfte ihrer Verantwortung gegenüber Mitarbeitern gerecht werden, wenn sie gerade selbst unter psychischem Druck stehen?
Und zum anderen:
Wie authentisch kann so eine Führungskraft sein?

Es ist wohl nicht realistisch, von seinen Mitarbeitern Offenheit und Vertrauen zu erwarten, wo beides selbst nicht vorgelebt wird.
Es geht doch auch darum, mit gutem Beispiel voran zu gehen und gerade im Top Management als Vorbild zu beweisen, dass ein Burnout kein schlimmer Makel ist, den es zu verstecken gilt. Es geht darum, den ganzen Menschen -und eben auch seinen Qualitäten und Stärken- zu sehen und wertzuschätzen; zumal gerade Burnout-Patienten häufig eine sehr hohe Leistungsbereitschaft, Engagement und Loyalität für ihr Unternehmen mitbringen. Und es geht darum, Verständnis für Phasen der Schwäche aufzubringen und zu unterstützen, statt totzuschweigen oder gar abzuwerten. Nur so wird das Thema „Mental Health“ im Unternehmen tatsächlich ernst genommen. Wer das nicht verinnerlicht hat und auch nicht selbst vorlebt, sondern lieber den „allzeit starken Mann“ markiert, den nichts umhauen kann, ist weder glaubwürdig, noch zeitgemäßes Vorbild im Umgang mit heutigen Anforderungen der sog. VUCA2-Welt.

Die Top 5 der Belastungsfaktoren3

Diese Faktoren belasten jeden - unabhängig von Beruf & Stellung

Jeder hat mal Phasen im Leben, in denen viel zusammenkommt.

Allerdings, und um das auch klarzustellen: Nicht jeder Stress führt zu einem Burnout. Und auch die eigene Persönlichkeit hat viel damit zu tun, wie man mit Belastungen umgeht.

Wirkliche Vorbilder haben Ecken und Kanten. Und wir bewundern sie, weil sie sich menschlich zeigen, durch schwierige Herausforderungen gegangen, nicht immer alles richtig gemacht, aber doch ihren Weg gefunden und ihren Werten treu geblieben sind.

Mein Wunsch daher an alle Führungskräfte:

Fussnoten:

1 Burnout als mögliche, aber nicht offiziell bestätigte Ursache könnte vorliegen bei den Selbstmorden von Pierre Wauthier, damaliger Finanzchef des Zurich Versicherungskonzerns, und Carsten Schloter, damaligem Swisscom-Chef.

2VUCA=“volatility“ („Volatilität“), „uncertainty“ („Unsicherheit“), „complexity“ („Komplexität“) und „ambiguity“ („Mehrdeutigkeit“)

3 Für die Top 5 der Belastungsfaktoren siehe die Studie der Deutschen Gesellschaft für Personalführung
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