New Work -wie wir im New Normal arbeiten – Teil 1

New Normal - Was ist das eigentlich?

Zeit der ­ Veränderung

Erinnerst Du Dich an den 22. März 2020, an dem aufgrund einer Entscheidung, die nur eine Woche zuvor getroffen worden war, alle Schulen, Cafés, Restaurants, Bars und die meisten Geschäfte von einem auf den anderen Tag geschlossen wurden? Veranstaltungen wurden abgesagt und Kontakte sollten auf zwei unterschiedliche Haushalte beschränkt werden. Viele von uns fühlten sich überfordert, verängstigt oder hilflos. Verbunden hat uns alle die Sehnsucht nach Normalität. Inzwischen sind die Schulen, der Einzelhandel und die Gastronomie wieder geöffnet. Normal fühlt sich vieles trotzdem nicht an. Allmählich wird den meisten klar, dass diese Normalität, wie wir sie kannten, nicht wieder kommen wird. Denn jede Krise bringt Veränderung mit sich, im Guten wie im Schlechten. Das „New Normal“ ist ein Begriff, der momentan häufig fällt. Doch was bedeutet das eigentlich?

Was bedeutet New normal?

Die Haufe-Akademie definiert das New Normal in einem Artikel wie folgt:

"(…) Dahinter verbirgt sich ein Zustand, der als neuer Status Quo nach einer Krise in der Gesellschaft und Wirtschaft erlebt und wahrgenommen wird. Dieser Zustand unterscheidet sich massiv von dem Zustand vor der Krise und erfordert von allen Beteiligten ein Umdenken. (…)“

Das New Normal ist also die Etablierung neuer Denkens- und Verhaltensweisen nach einer prägnanten Veränderung, die sowohl Einzelpersonen als auch die Gesellschaft betreffen. Umstände, die zuvor selbstverständlich waren, wurden durch die Krise in Frage gestellt und es werden neue Standards gesetzt. Konkret bedeutet dies, dass die Lösungen, die für die Zeit der Krise gefunden wurden, langfristig neue Ideen ermöglichen. Insbesondere für den Arbeitsplatz hat die Pandemie einige Veränderungen in Gang gebracht.

New Office - Arbeitsplätze gestalten

War das Home Office Anfang 2020 noch ein von Arbeitgeber:innen und Kolleg:innen eher ungern gesehener Ausnahmefall, ist dies ein fester Bestandteil des New Normals geworden. Die Pandemie hat die Entwicklung in Richtung mehr Flexibilität am Arbeitsplatz beschleunigt. Vielen Arbeitnehmer:innen steht mittlerweile frei, ob sie im Home Office oder vor Ort arbeiten. Hinzu kommen die “Dritten Orte”, also Orte wie Coworking-Spaces, Geschäftsreisen oder andere Unternehmensstandorte. Die Flexibilität des New Normals entspricht laut einer Studie des Fraunhofer Instituts den Wünschen von 60% der Arbeitnehmer:innen. In der Studie wurde außerdem untersucht, zu welchen Anteilen Arbeitnehmende vor der Pandemie im Home Office arbeiteten und was wir in Zukunft erwarten können.

Arbeitsorte vor und nach der Pandemie: Büro, HO und andere Orte

Aus Arbeitgeber:innen-Sicht spricht hier erstmal nichts dagegen. Wichtig ist jedoch, zu berücksichtigen, für welche Aufgaben das Home Office genutzt wird. Während sich das Home Office für Einzelarbeiten sowie fürs Telefonieren und Video-Konferenzen laut der Studie besser oder ähnlich eignet, sind bei individuellen, kreativen Aufgaben sehr unterschiedliche Beobachtungen gemacht worden. Bei Teamarbeit und Networking liegt die Büroarbeit vor jener im Home Office. 

Die Arbeit im New Normal erfordert noch mehr wie bisher eine gute Kommunikation: zwischen Arbeitgeber:in und Arbeitnehmer:in, aber auch untereinander. Im besten Fall wird dann gemeinsam herausgefunden, wo es Sinn macht, auf die Möglichkeit des Home Offices zurückzugreifen, und wo es besser ist, den festen Arbeitsplatz zu nutzen. Hier kann es hilfreich sein, eine:n Consultant hinzuzuziehen, um gemeinsam einen neuen Rahmen, neue Strukturen und Regeln zu definieren.

Der wecker bleibt heute aus - arbeit mit dem biorhythmus

Gehörst Du zu denjenigen, die morgens dreimal auf „Snooze“ drücken, um „nur noch zehn Minuten“ weiterzuschlafen? Dann freu Dich darauf, von nun an nur noch einmal die Schlummertaste zu drücken. Erst um elf mit der Arbeit anzufangen, sollte im New Normal kein Problem darstellen. Aber auch, wenn Du am liebsten Punkt 7 Uhr mit der Arbeit beginnst, um frühzeitig Feierabend machen zu können, bietet Dir das New Normal verstärkt die Möglichkeit, nach Deinen Vorlieben zu arbeiten. Zwar wird kaum jemand ganz unabhängig von anderen an isolierten Themen arbeiten. Aber der Raum für Verhandlungen ist geöffnet und die erhöhte Flexibilität bezüglich der Arbeitszeiten ermöglicht, dass Arbeitnehmer:innen nach ihrem Biorhythmus arbeiten. Das führt nicht nur zu einer besseren Gesundheit, sondern auch zu einer erhöhten Produktivität. Eine Win-Win-Situation!

 

Konflikte lösen durch New Work

Die Fraunhofer Studie hat weiter herausgefunden, dass Arbeitnehmer:innen im New Normal besser mit Belastungen umgehen können, die bei der Arbeit auftreten. Dies liegt neben zahlreichen anderen Faktoren daran, dass bei Konflikten erstmal auf Abstand gegangen werden kann. Verschiedene Konzepte, so zum Beispiel das von Lahninger, zeigen, dass dies bei der Lösung von Konflikten hilfreich sein kann. Der Abstand ermöglicht es, im nächsten Schritt klare Ich-Botschaften zu senden (siehe hier auch Gewaltfreie Kommunikation nach Rosenberg), um anschließend gemeinsam nach Lösungen zu suchen.

Die 5 Stufen der Konfliktstufen nach Glas

Gehören wir zu unserem Unternehmen?

Durch die Flexibilität von New Work werden das Wohlfühlen, das Engagement und der Spaß gestärkt. Dies führt zu einer positiven Bindung an das Unternehmen.

Zugleich ist das Zusammengehörigkeitsgefühl eines der größten Probleme bei New Work. Denn dieses kann sich nicht allein durch die Virtualität des Home Offices entwickeln. Für Führungskräfte wird Vertrauen laut der Fraunhofer Studie zur wichtigsten Fähigkeit im New Normal. Doch auch unter Mitarbeitenden findet Vertrauen immer mehr Bedeutung. Wie kann also Vertrauen durch New Leadership aufgebaut werden?

Um sein Gegenüber hinsichtlich Charakter und Kompetenz einschätzen zu können, bedarf es einiger Gespräche. Auch wenn es Mut kostet, lohnt es sich, hierbei authentisch und ehrlich zu bleiben. Trau Dich, etwas Persönliches zu erzählen. Denn solche Gespräche sind die Basis für ein gegenseitiges Vertrauen. Die Vertrauensstufen nach Baber machen dies deutlich: Je näher wir eine Person kennenlernen, je eher rückt sie in den inneren Kreis und somit zu der Gruppe an Personen, denen wir am meisten vertrauen.

5 Vertrauenskreise: Allies, Advocates, Actives, Associates, Acquaintances und Accidents

Nun fehlen im New Normal jedoch oftmals die zufälligen Begegnungen in der Kaffeeküche, die Gespräche über den Urlaub in der Toskana oder der Austausch über das Projekt in der Abteilung des Kollegen oder der Kollegin. Es kommt seltener zu über- und nicht-fachlichen Gesprächen. Dieser Mangel an persönlichem Austausch führt zu einem Mangel an externer Inspiration und einer gegenseitigen Vertrauensbasis.

Mystery-Lunches und Mixed Dailys

Eine mögliche Lösung ist es, den persönlichen Austausch der Mitarbeiter:innen anhand eines appbasierten Matchings zu fördern. Die Fraunhofer Studie schlägt vor, Mitarbeiter:innen aufgrund verschiedener Faktoren wie Projektzugehörigkeit, Interessen oder Kompetenzen virtuell zusammenzuführen.

Ein Vorteil, den das virtuelle Matching dabei im Vergleich zum analogen bietet, ist die Zusammenführung von Mitarbeiter:innen verschiedener internationaler Standorte. Mit Icebreaker-Fragen, die zur Verfügung gestellt werden, wird der Einstieg ins Gespräch erleichtert und somit ein über- und nicht-fachlicher Austausch ermöglicht. Beispiele für Good Practice-Formate sind der Mystery-Lunch oder auch ein morgendliches Mixed Daily. Möglichkeiten, Vertrauen im New Normal aufzubauen, gibt es also. Die Herausforderung liegt darin, diese einzuführen und umzusetzen. Konkrete Ideen zur Umsetzung findest du in Teil 2.

Abbildungsverzeichnis
Abb.1: Connected Work Innovation Hub. (2022). In Fraunhofer Insitut für Arbeitswirtschaft und Organisation. Stefan Rief; Josephine Hofmann; Wilhelm Bauer.
Abb.2:Lahninger, P. (2018). Reise zur Lösung: Coaching-Kompetenz in Beratung, Teamentwicklung, Führung, Lehrtätigkeit, Gesprächsführung (Edition Training aktuell) (3. Auflage 2018). managerSeminare Verlags GmbH.
Abb.3:Baber, A., Waymon, L., Alphonso, A. & Wylde, J. (2015). Strategic Connections: The New Face of Networking in a Collaborative World (Special). AMACOM.
Abb.4: Photo by Sigmund, Unsplash.
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